Andreas Zumach: Preisverleihung findet dennoch statt/Spenden erforderlich
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Andreas Zumach: Preisverleihung findet dennoch statt/Spenden erforderlich

Feiger und unehrlich begründeter Rückzug von Universität, Stadt und
Sparkasse vom Göttinger Friedenspreis für die „Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost“ Preisverleihung findet dennoch statt/Spenden erforderlich

Die drei institutionellen Unterstützer des Göttinger Friedenspreises-
Universität, Stadt und Stadtsparkasse - haben dem Druck von
Falschbehauptungen, Verleumdungen und Rufmord  gegen den diesjährigen
Preisträger „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“
nachgegeben und ihre Unterstützung für die/Teilnahme an der
Verleihungsfeier am 9. März gestern (19.2.) Nachmittag endgültig abgesagt:
- Universtitätspräsidentin (UP) Ulrike Beisiegel teilte mit, daß die
Aula der Universität, in der die Verleihungsfeiern seit 1998
stattfinden,  dieses Jahr nicht zur Verfügung steht. Auch in anderen
„Räumen der Universität“ kann die Veranstaltung laut Beisiegel „nicht
stattfinden“.

- Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler lies wissen, daß die Stadt
Göttingen dieses Jahr die TeilnehmerInnen der Verleihungsfeier nicht
einlädt zum traditionellen Empfang im Foyer des Alten Rathauses
- Der Oberbürgermeister und die Universitätspräsidentin , beide qua
ihrer Funktion auch Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Roland Röhl,
die den Göttinger Friedenspreis vergibt, haben bei allen Verleihfeiern
der letzten 20 Jahre ein Grußwort gesprochen. Diese Grußworte der Stadt
und der Universität wird es dieses Jahr nicht geben.
- Die Sparkasse Göttingen, die  zur Deckung der Kosten der Verleihfeier
(Druck der Einladung; Reise, Unterkunft, Verpflegung der Preisträger und
des/r Laudators/in etc.) bislang jährlich rund Euro 2.000 beisteuerte,
ließ wissen, daß ihre finanzielle Unterstützung dieses Jahr entfällt.

Der Rückzug der drei institutionellen Unterstützer des Friedenspreises
ist feige und ihre Begründung für diesen ist Schritt unehrlich.

Frau Beisiegel erklärt in ihrer gestrigen Mitteilung, die
Entscheidung der Jury des Göttinger Friedenspreises zur Preisvergabe an
die Jüdische Stimme habe „ zu einer Kontroverse geführt, bei der sich
die Universität keiner der kontrovers geäußerten Meinungen anschließen
kann.“ Das ist falsch. Mit ihrer Rückzugsentscheidung hat sich die
Universität einer der „kontrovers geäußerten Meinungen“ angeschlossen.
Sie hat  die Falschbehauptungen, Verleumdungen und Rufmordersuche  gegen
die Jüdische Stimme , mit denen die Göttinger FDP-Fraktionsvorsitzende
Felicitas Oldenburg und der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in
Deutschland, Josef Schuster letzte Woche die Absage der Preisverleihung
gefordert haben, höher gewichtet als sämtliche  dazu kontroversen
Meinungen, Argumente und Beweise :

- Höher gewichtet als die ausführlich begründete Entscheidung der Jury,
die Frau Beisiegel und Herrn Köhler  in ihrer Funktion als Mitglieder
des Kuratoriums der Stiftung bereits seit dem 11. September 2018 vorlagen.

- Höher gewichtet als die ausführliche  Stellungnahme, in der ich am
14.2.  in meiner Funktion als Juryvorsitzender die Preisentscheidung
noch einmal begründet und die Falschbehauptungen, Verleumdungen und
Rufmordversuche von Frau Oldenburg und Herrn Schuster detailliert belegt
und  widerlegt habe.

- Höher gewichtet, als die meiner Stellungnahme  vom 14.2. beigelegte
Erklärung „Der Einsatz für Menschenrechte ist nicht antisemitisch“,  in
der am 18. Januar 2019  mehr als 90 namhafte jüdische Wissenschaftler
und Intellektuelle, aus Deutschland, Israel und anderen Ländern in einem
gemeinsamen Offenen Brief  die Angriffe gegen die „Jüdische Stimme“, sie
sei „antisemitisch“, zurückgewiesen haben.

- Höher gewichtet als die  Stellungnahmen  von über 150 Personen und
Organisationen aus dem In-und Ausland, die bis gestern an Frau Beisiegel,
Herrn Köhler und Herrn Reiner Hald von der Sparkasse geschrieben haben
mit der dringenden Bitte, der Diffamierungskampagne gegen die Jüdische
Stimme nicht nachzugeben. Darunter sind  mehrere Träger des Göttinger
Friedenspreises (u.a. Professor Wilhelm  Heitmeyer, das
Forum Ziviler Friedensdienst und die Zeitschrift Wissenschaft und
Frieden) sowie zahlreiche Juden, Jüdinnen und jüdische Organisationen
aus Israel, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz  und
den USA.

Nach den Interventionen von Frau Oldenburg , Herrn Schuster sowie von
FDP-MdB Konstantin Kuhle gegen die Preisvergabe an die Jüdische Stimme
hatten OB Köhler, UP Beisiegel und die Sparkasse  der Stiftung des
Göttinger Friedenspreises am 14.2. unter Berufung auf von ihnen nicht
näher identifizierte  „Vorbehalte von unterschiedlichen Seiten“
schriftlich „empfohlen" die für den 9.3. geplante Verleihungsfeier
„zunächst auszusetzen“. Es sei aus ihrer Sicht „erforderlich, den
Antisemistismusvorwurf  (gegen die Jüdische Stimme, AZ) vor allem in
Bezug auf Zusammenarbeit mit der BDS-Bewegung eindeutig auszuräumen“.
In der Folge wurden Frau Beisiegel und Herr Köhler von mir sowie von
den Vorständen der Stiftung und ihres Kuratoriums, Hans-Jörg Röhl und
Goetz Neuneck mehrfach schriftlich und mündlich gebeten,  dringend
mitzuteilen, was sie über meine Stellungnahme vom 14.2. und die
beigelegte Erklärung  jüdischer Intellektueller vom 18.1.2019 noch
benötigen an Argumenten, Dokumenten, Belegen etc., damit  der
Antisemitismusvorwurf  die Jüdische Stimme auch für sie eindeutig
ausgeräumt ist.
Frau Beisiegel und Herr Köhler haben darauf nicht geantwortet. Das
heißt: sie haben der Stiftung Göttinger Friedenspreis überhaupt keine
Chance gegeben, den Antisemitismusvorwurf eindeutig auszuräumen.
Mit Schreiben vom 16.2. habe ich Frau Beisiegel und Herrn Köhler
gebeten, ihre Formulierung von den „Vorbehalten von unterschiedlicher
Seite“ zu konkretisieren und folgende Frage zu beantworten:
Von welcher anderen Seite außer von Oldenburg/Kuhle/Schuster wurden
Vorbehalte vorgebracht, schriftlich, telefonisch oder auf anderem Wege?
Was genau beinhalten diese Vorbehalte?
Ich stellte diese Frage auf Grund einer Reihe von Erfahrungen mit
ähnlichen Vorgängen, bei denen neben schriftlichen und öffentlich
bekanntgemachten Vorbehalten von weiteren Akteuren hinter den Kulissen
mit dem Antisemitismus-Vorwurf interveniert wurde gegen
Preisverleihungen an/Auftritte von Personen, die Kritik an der Politik
der israelischen Regierung üben.

Frau Beisiegel und Herr Köhler haben auf diese Frage bis heute nicht
geantwortet.

In meinem Schreiben vom 16.2. habe ich Frau Beisiegel und Herrn Köhler
folgenden Vorschlag gemacht:

Die Stadt und die Universität in Kooperation mit der Stiftung Göttinger
Friedenspreis laden  Herrn Schuster, Frau Oldenburg sowie die
Vorsitzende der Jüdischen Stimme, Iris Hefets und die Laudatorin bei der
Preisverleihung am 9.März, Nirit Sommerfeld zu einer öffentlichen
Podiumsdiskussion ein. Moderiert von eine/r im Thema versierten,
professionellen ModeratorIn (Namensvorschläge hätte ich). Eine
Podiumsdiskussion nicht anstelle der Preisverleihung oder als
„Kompromiß“, sondern zusätzlich zu der Preisverleihung an einem Termin
vor oder nach dem 9. März.  Eine solche öffentliche Podiumsdiskussion zu
diesem brisante Thema und  mit dieser Besetzung hat es in Deutschland
noch nie gegeben. Sie würde mit Sicherheit große, bundesweite Beachtung
finden. Mit einer solchen Veranstaltung könnten die Stadt Göttingen, die
Universität und die Stiftung des Friedenspreises einen äußerst wichtigen
Beitrag zum öffentlichen demokratischen Diskurs in unserem Land leisten.

Frau Beisiegel und Herr Köhler haben auf diesen Vorschlag nicht reagiert.
Zur Bewertung des Vorgehens durch die Universität und die Stadt füge ich
in Anhang 4  Schreiben von Professor Doktor Thomas Crozier an die
Stiftung bei.

Preisverleihung findet statt/Spendenaufruf

Trotz des Rückzuges der drei institutionellen Unterstützer findet die
Verleihungsfeier wie geplant am 9. März in Göttingen statt. Der genaue
Ort wird noch bekanntgegeben.
Nach dem Ausfall der finanziellen Zuschusses durch die Sparkasse
Göttingen zur Deckung der Kosten und da eventuell zusätzlich noch
Mietkosten für einen Veranstaltungsraum anfallen werden, droht der
Stiftung Göttinger Friedenspreis allerdings ein Defizit.

Zur Deckung dieses Defizits rufe ich auf zur Überweisung von Spenden
unter dem Stichwort „Jüdische Stimme“ auf das unter meinem Namen geführte
Postbankkonto  IBAN  DE86370100500099008508
BICC:  PBNKDEFF

Ich werde ein Teil des Preisgeldes spenden, das ich 2009 als Träger des
Göttinger Friedenspreises erhalten habe.

Sollten mehr Spenden eintreffen, als zur Deckung der Kosten
erforderlich, schlage ich vor, daß ich den Restbetrag überweise an
medico international für deren Arbeit in Israel/Palästina. medico
internationla unterstützt unter anderem die Soldatengruppe „Breaking the
Silence“, sowie die „Physicians for Human Rights“, eine Gruppe
jüdischer-israelischer und palästinensischer Ärzte, Ärztinnen und
Krankenschwestern, die kostenlose medizinische Versorgung für Menschen
in der besetzten Westbank leisten. Andreas Zumach, 20.2.2019

bei Rückfragen erreichbar unter  0172/76172375
oder per Mail: zumach@taz.de