Wiesenthal-Zentrum: Das Paradigma pro-israelischer Unterdrückung
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Wiesenthal-Zentrum: Das Paradigma pro-israelischer Unterdrückung

Jedes Jahr veröffentlicht das Wiesenthal-Zentrum in den USA eine Liste mit den „Top 10 Antisemiten“ oder antisemitischen Ereignissen. Das Wiesenthal-Zentrum ist eine rechtspopulistische Organisation, die international kaum Aufmerksamkeit genießt, außer bei nationalistischen Akteuren wie der israelischen Zeitung ‚Jerusalem Post‘ oder bei Präsident Donald Trump, der Rabbi Marvin Hier vom Zentrum als Redner zu seiner Amtseinführung einlud.

In diesem Jahr erscheint die Bank für Sozialwirtschaft an 7. Stelle auf dieser Liste, weil die ‚Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden‘ bei dieser Bank ein Konto hat.

Es ist wichtig, das Wiesenthal-Zentrum mit seiner Liste nicht zu ignorieren, weil es den Mechanismus verdeutlicht, wie der Vorwurf des Antisemitismus von pro-israelischen Organisationen missbraucht wird, um Rufmord zu begehen und Menschenrechtsaktivisten zu diffamieren.

Obwohl Juden weniger als 1 % der Weltbevölkerung ausmachen und obwohl die „Top 10 Liste“ des Wiesenthal-Zentrums die ganze Welt abdeckt, sind Juden auf der Liste überrepräsentiert. Außer im Jahr 2017 hat das Zentrum jedes Jahr mindestens einen Juden oder eine jüdische Organisation des Antisemitismus bezichtigt, entweder direkt oder durch Anklage einer nicht-jüdischen Organisation wegen deren Kontakts zu einer jüdischen Organisation, wie im Jahre 2018, in dem die Bank für Sozialwirtschaft des Antisemitismus angeklagt wird, weil sie ein Konto für eine fortschrittliche jüdische Organisation führt.

Wenn man die Listen der vergangenen Jahre liest, wird deutlich, dass direkte Angriffe gegen Juden und antisemitische Äußerungen nicht ausreichen, um auf diese Liste zu gelangen. Kritik der israelischen Politik ist ein viel einfacherer Weg, sich eine Anklage wegen „Antisemitismus“ zu verdienen. Deshalb müssen die meisten Antisemiten in der Welt, wie der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, nicht befürchten, auf dieser Liste zu erscheinen, zumindest so lange nicht, wie er gute Beziehungen zum israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu unterhält. So riskiert auch Netanyahu selbst nicht, auf diese Liste gesetzt zu werden, obwohl er behauptete, dass die Idee, die Juden im Holocaust zu vernichten, nicht von Adolf Hitler stammt, sondern von einem Palästinenser.

Der Begriff „McCarthyismus“ ist nach dem US Senator Joseph McCarthy benannt, der eine Kampagne zur Delegitimierung von Sozialisten und Kommunisten in den USA betrieb. Seine Kampagne war erfolgreich, weil er als Vorsitzender des „Senate Government Operations Committee“ nicht nur die Menschen nach eigenen Verbindungen zu linken Organisationen befragte, sondern sie zusätzlich aufforderte, Namen zu nennen und jeden zu denunzieren, der Mitglied in einer solchen Organisation ist oder in der Vergangenheit war. Joseph McCarthy stellte eine Liste von „communist sympathizers“ zusammen und benutzte die Liste, so wie es das Wiesenthal-Zentrum heute mit seiner Liste macht, um diese Menschen, deren politische Einstellung er ablehnte, auszugrenzen.

Das Wiesenthal-Zentrum ist nach Simon Wiesenthal benannt, der sein Leben dem Kampf gegen Rassismus widmete, nachdem er wegen seiner jüdischen Identität in einem Nazi Konzentrationslager gefangen gehalten worden war. Das Zentrum, das früher eine wichtige Einrichtung im Kampf gegen Rassismus war, hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Heute unterstützt das Zentrum den US Präsidenten, der sagte, dass „die Juden‚ mich nicht unterstützen werden, weil ich deren Geld nicht benötige“, und es diffamiert Juden wie Gerald Kaufman von der britischen Labour Partei. Kaufman stand im Jahre 2015 auf der „Top 10 Liste“ wegen seines Anprangerns israelischer rassistischer Politik, nicht wegen irgendeiner Äußerung oder Handlung gegen Juden. Im Jahre 2016 wurde Jackie Walker, ein weiteres jüdisches Mitglied der britischen Labour Partei, auf den 2. Platz der Liste gesetzt und die UN auf den 1. Platz.

Die Instrumentalisierung von „guilt by association“ ist ein Mechanismus, um eine einheitliche und loyale Gesellschaft zu schaffen, in der nur eine einzige politische Meinung erlaubt ist. Das israelische Ministerium für strategische Angelegenheiten, geleitet von Minister Gilad Erdan, das Wiesenthal-Zentrum, die Jerusalem Post und Henryk M. Broder verwenden alle das Prinzip von „guilt by association“ oder „Kontaktschuld“, um nicht nur die Kritiker der israelischen Politik des Antisemitismus zu bezichtigen, sondern sie gleichzeitig von verbündeten Kollegen oder sogar Geschäftspartnern zu isolieren, indem sie die Angst verbreiten, dass jeder, der in Kontakt zu Kritikern der israelischen Politik steht, ebenfalls als Antisemit diffamiert werden wird.

Wir von der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost betrachten es als unsere Pflicht, gegen wirklichen Antisemitismus zu kämpfen. Wir lassen es nicht zu, dass sich Antisemiten hinter ihrer Unterstützung für die israelische Besatzung und Apartheid verstecken. Der Staat Israel repräsentiert uns nicht. Das Wiesenthal-Zentrum repräsentiert uns nicht. Zu ihnen sagen wir: Nicht in unserem Namen.