Rede von Iris Hefets bei der Demo gegen den Gaza-Genozid, Holocaust-Gedenktag, 27.1.24
Published 28. Januar 2024
#Aktuelles #rede #demonstration #iris-hefets #demo #holocaust #holocaustgedenktag #genozid #niewieder #reden
Vor fast 80 Jahren wurde Auschwitz von den sowjetischen Alliierten befreit. Es war ein wichtiger Schritt bei der Befreiung der Welt von der Nazi-Diktatur, die das Leben vieler Millionen Menschen in der Welt gekostet hat. Der monströse Völkermord der Nazis war der 2. Genozid von Deutschland im 20. Jahrhundert, nachdem sie die Herero und Nama in Namibia ermordet hatten.
Wir sind am Anfang des 21. Jahrhunderts und Deutschland beteiligt sich am Genozid an den Palästinenser:innen, den Israel mit Waffen aus den USA, Kanada, Italien und Deutschland verübt. Während die Südafrikanischen Rechtsanwälte die Beweise für Israels Genozid in Gaza vortrugen, waren deutsche Politiker mit der uns bekannten Ignoranz und Arroganz damit beschäftigt, das zu dementieren. In Den Haag konnte man das sehen, was wir seit Monaten in den sozialen Medien sehen und was die deutsche Presse ausblendet. Deutsche Politiker:innen hielten es aber nicht mal für nötig, das Gerichtsverfahren abzuwarten. Sie wissen ja viel besser, ob es sich um Genozid handelt, sie sind darin ja Weltmeister. Und weil sie in ihrer Bubble leben, sehen sie nicht, wie unverständlich und peinlich das im Rest der Welt aussieht. Gestern sagte Deutschland dann, es wird die IGG-Entscheidung respektieren. Immerhin.
Jetzt fordern wir, im Namen unsere Vorfahren, die von Deutschland vernichtet wurden, im Namen unserer Freunde in Israel und Palästina, die mit Unterstützung der deutschen Politik um ihre Zukunft gebracht werden, und im Namen unserer muslimischen Mitmenschen hier – Stop the Genocide, Stoppt den Genozid und stoppt die politische Verfolgung. Wir sind eure Manipulationen und die Instrumentalisierung von Auschwitz gegen uns satt. Wir sind die Zensur satt, die uns mit Hilfe der israelischen Regierungen und ihrer absurden Definitionen aufgezwungen werden soll.
Wir in der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost wurden oft gefragt, wieso wir deutsche Antisemitismusbeauftragte, Journalist:innen und andere nicht verklagen, wenn sie uns Antisemitismus zuschreiben. Die Antwort ist: wir werden nie einer deutschen Institution die Macht geben zu entscheiden, ob irgendeine Jüdin in der Welt antisemitisch ist.
Die IGG-Entscheidung gestern entlarvte erneut die deutsche Ignoranz und Arroganz. Wir hoffen, dass auch Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck zusammen mit anderen für ihre Komplizenschaft mit Israels Genozid in Gaza verurteilt werden. Sie gehen in die Geschichte ein – zusammen mit ihrer Staatsräson - als Unterstützer des Genozids von Israel an den Palästinensern, im Namen von Auschwitz.
Nicht nur, dass die Deutschen Auschwitz als Teil eines gigantischen Völkermordapparats errichteten und betrieben, sie benutzen das Leiden ihrer Opfer dort heute dafür, Israel bei der Verübung eines Genozids zu unterstützen und missbrauchen uns für ihre rassistische Politik gegen Migrant:innen in Deutschland.
Unseren muslimischen und momentan vor allem unseren palästinensischen Mitmenschen sagen wir: Ihr seid nicht allein. Wenn heute wieder Lager gebaut würden, dann wären wir wahrscheinlich dort als politische Gefangene mit Euch. Juden gibt es kaum in Deutschland heute, weil die Deutschen uns fast ausgemerzt haben. Heute gibt es etwa 200,000 Juden und Jüdinnen hier, vor allem solche, die nach Deutschland emigriert sind. Heute geht es vor allem um Muslime und Andersdenkende wie uns, die in Deutschland institutionell diskriminiert und von der Politik angegriffen werden. Und all das soll angeblich für unseren Schutz sein.
Das ist Deutschland 2024, in dem wir leben. Nie wieder war gestern.