Rede unseres Mitgliedes bei der Gegendemonstration zur Großdemonstration der AfD
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Rede unseres Mitgliedes bei der Gegendemonstration zur Großdemonstration der AfD

27.5.2018

Ich heiße Ruth Fruchtman und spreche für die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, deren Mitbegründerin ich bin. Als Juden – aus der jüdischen Gechichte heraus, besonders der deutsch-jüdischen - stehen wir für ein uneingeschränktes Asylrecht für alle Geflüchtete - gefährdete und andere. Viele unsere Vorfahren würde man heute verächtlich „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennen, doch sie beanspruchten ein würdiges Leben in Freiheit, die Möglichkeit sich zu entwickeln. Das Programm der AfD spricht gewiß viele Deutsche an, denn es verspricht vor allem Schutz und Sicherheit, aber auf wessen Kosten? Die AfD schürt die Angst vor dem Islam, behauptet, daß vor allem Ausländer-innen für Kriminalität verantwortlich sind, während die Statistik eine andere Wirklichkeit aufweist. Mit der Behauptung gegen Antisemitisimus zu sein, schüren die Mitglieder /Anhänger der AfD Haß auf den Islam – Islamophobie. Durch die unkritische Unterstützung der israelischen Politik und Problematisierung von anti-israelischen Ressentiments unter Migrant-innen, versucht die AfD, Juden für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wir – die Jüdische Stimme - sind gegen diese Instrumentalisierung. Sie verschleiert nur den echten Antisemitismus, der auch in den Rängen der AfD immer wieder zum Ausdruck kommt.

Die AfD strebt die Auflösung der Europäischen Union an, eine Rückkehr zum Nationalstaat, mit all dessen Konsequenzen. „Das Volk“ soll entscheiden. Aber wer ist „das Volk“? Wir – die Jüdische Stimme - stehen für eine demokratische, offene Gesellschaft. Wir warnen vor den verführerischen Versprechungen, die im Programm der AfD vorgestellt werden. Oberflächlich gesehen gibt es einzelne Punkte, die viele Menschen ansprechen können – was Natur, Landschaft usw. angeht, bürokratische Mißstände in der EU... Doch man muß das Ganze sorgfältig prüfen. Das Programm ist voller Fallen, es strebt eine Rückkehr zu einer Gesellschaft und Mentalität an, die schmerzlich an die 30er-40er Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland erinnert. Außer dem gedruckten Programm, wie reden die gewählten Abgeordneten im Bundestag? Warum fordern sie eine Anfrage über behinderte Menschen, besonders unter Eingewanderten? Was für Assoziationen rufen sie dadurch hervor? Wie kann jemand im Deutschen Bundestag die „Entsorgung“ einer deutschen Abgeordneten türkischer Herkunft verlangen? Und dieses als freie Meinungsäußerung abtun? Nach rund neun Monaten Ermittlungsarbeit teilte die zuständige Staatsanwaltschaft im thüringischen Mühlhausen mit, die Äußerungen Gaulands seien "noch vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt." (ARD, Tagesschau 17.5.18)

Der Leitsatz der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost – und Mitglied der EJJP – European Jews for a Just Peace - lautet: Nicht in unserem Namen! Und auch noch: Sag nicht, du hast es nicht gewußt. Deutsche Geschichte und deutsche Vergangenheit haben uns gelehrt – hätten uns lehren sollen - , diese Sprüche zu Herzen zu nehmen und sie in unserem Leben umzusetzen. Wir dürfen uns nicht von der AfD einlullen lassen. Es bleibt uns allen nur wenig Zeit.